Impulse

28. April 2020 – Peter Aregger

Heiterer Mozart in spezieller Zeit

In Mozarts Briefen erhält man einen ungefilterten Einblick in seine Persönlichkeit. Wortreich, spontan, witzig aber auch derb erfahren wir, was das musikalische Genie als Mensch beschäftigt hat. Die Briefauszüge sind in der originalen Schreibweise widergegeben. Auswahl durch Kantor Peter Aregger.

In Zeiten der Trennung schreibt W. A. Mozart an seine geliebte Gattin Constanze auf der Reise nach Dresden, Leipzig und Berlin:

Dresden, den 13. April 1789 um 7 Uhr früh

(…) Liebstes Weibchen, hätte ich doch auch schon einen Brief von dir! – wenn ich dir alles erzählen wollte, was ich mit deinem lieben Portrait anfange, würdest du wohl oft lachen – zum Beyspiel wenn ich es aus seinem Arrest herausnehme so sage ich: grüss dich Gott Stanzerl – grüss dich Gott Spitzbub – Knaller-baller – Spitzignas – Bagatellerl – schluck und druck! Und wenn ich es wieder hineinthue, so lasse ich es nach und nach hineinrutschen, und sag immer Nu – Nu – Nu – Nu! Aber mit dem gewissen Nachdruck den dieses so viel bedeutende Wort erfordert und bey dem letzten schnell, gute Nacht, Mauserl, schlaf gesund; – Nun glaube ich so ziemlich was Dummes (für die Welt wenigstens) hingeschrieben zu haben, für uns aber die wir uns so innig lieben ist es gewis nicht dumm. Heute ist der 6te Tag dass ich von dir weg bin, und bey Gott mir scheint es schon ein Jahr zu seyn. – Du wirst wohl oft Mühe haben meinen Brief zu lesen, weil ich in Eile und folglich etwas schlecht schreibe; – adieu liebe einzige – der Wagen ist da – da heisst es nicht bravo und der Wagen ist auch schon da – sondern – male – lebe wohl und liebe mich ewig so wie ich Dich, ich küsse dich millionenmahl auf das zärtlichste und bin ewig

dein dich zärtlich liebender
Gatte W. A. Mozart

20. März 2020 – Patricia Winteler

Gedanken zur Coronakrise

Nach einer Nacht mit unruhigem Schlaf erwacht ein kühler Tag. Rosa Streifen schweben am Himmel und erste kleine Wolken zeigen die Wende des Wetters an. Die Vögel versprechen früh die Freude am Frühling und kitzeln aus unserem Herzen Sehnsucht. Sehnsucht nach Aufbruch und Licht, nach neuem Leben und Unbeschwertheit. Diese Morgenstimmung verspricht viel. Doch … da war doch etwas gewesen! Etwas Aussergewöhnliches und Bedrohliches. Mitten im Licht huscht dieser Schatten durch meine Gedanken, die ich am Sammeln bin. Genau, Corona-Virus Pandemie, ausserordentliche Lage in der Schweiz, Schulen geschlossen und Homeoffice. Schwere Verläufe und Beatmungsgeräte. Krisenmanagement. Ich denke nach, sortiere, fühle mich überrumpelt, bin erschrocken aber doch nicht ganz unvorbereitet, oder?

Da erinnere ich mich …

Habe gehört, dass Kinder bei der Schulschliessung geweint haben und habe gehört, wie Jugendliche jubelten.Ich habe gehört, dass Eltern erstaunt sind, was ihre Kinder in der Schule grossartiges lernen und habe erlebt, wie viel Spass das Homeschooling machen kann.

Habe wahrgenommen, wie schwierig die Isolation für Menschen sein kann und bemerkt, wie die sozialen Medien einen Tropfen Segen gegen die Einsamkeit ermöglichen können.

Habe gesehen, wie WC-Papier, Mehl und Teigwaren gehamstert wird und habe überlegt, was für Ängste das sein könnten.

Habe von verzweifeltem Suchen nach neuen Einnahmequellen gehört und von Ponys, die zum Metzger müssten, würden die Eltern ihrer reitbegeisterten Kinder nicht sofort eine Ponybesitzbeteiligung eingehen.

Habe von klarem Wasser in Venedig gelesen, wo sich wieder Delfine zeigen würden, von stark reduziertem Flugverkehr und vom kurzen Aufatmen der Natur.

Ich habe beim Klatschen für die Menschen mitgemacht, die durch ihre Arbeit die ganze Infrastruktur, Versorgung, Schulbildung und medizinische Versorgung aufrechterhalten und im Besonderen dem Spitalpersonal meinen größten Dank ausgesprochen. Sie leisten jetzt enormes.

Habe bemerkt, dass wir schockiert sind und doch auch mit kreativen Ideen, Energie, und guter Zusammenarbeit handlungsfähig bleiben.

Habe bemerkt, dass generationenübergreiffend einige Menschen nicht verstehen um was es nun wirklich geht und wie ernst die Lage ist und habe von einem Chefarzt gehört, dass auch jüngere Menschen schwere Verläufe haben können.

Sehe Menschen mit Angst, da sie durch andere Erkrankungen vorbelastet sind und zu den Risikogruppen gehören und sehe die Hoffnung, dass es einem selbst nicht treffen würde.

Wir sind mitten drin in etwas, dass wir so nicht kannten und sehen, dass Umstellung schwierig aber durchaus möglich ist.

Ich wünsche uns allen, dieser Krise mit Besonnenheit, Klarheit, Mut und Ausdauer begegnen zu können, und dass die Solidarität miteinander und die Hilfe füreinander sich ausweitet und den Verzweifelten unter uns so Beistand bieten kann.

Ich wünsche Ihnen Gottes Segen.

Herzlichst
Patricia Winteler, Sozialdiakonin