Woche 6 / 20.–26. April

Sonntag, 26. April – Martin Günthardt

Der gute Hirte

Morgen soll es dann wieder losgehen. Mindestens ein bisschen mit den ersten Lockerungen. Haben Sie Ihren Coiffeur-Termin gebucht oder den Einkauf im Baumarkt und Gartencenter geplant?

Jetzt haben wir wieder eine Perspektive, sagt auch die Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga im grossen Interview, das ich gerade gelesen habe. Es ist ein erster Schritt am Montag, aber er geschieht im Wissen, dass ab dem 11. Mai alle Läden aufgehen, die obligatorischen Schulen aufgehen und der öffentliche Verkehr hochgefahren wird.

Gleichzeitig warnt Frau Sommaruga vor überstürzter Öffnung, verweist auf die Gefahr der zweiten Welle und gesteht, dass ihr der wirtschaftliche Einbruch allergrösste Sorgen macht. Das ist ehrlich und wohltuend. Es macht deutlich: Die ganze Welt ist auf einem Blindflug und keine Politikerin kann die richtigen Schritte mit Sicherheit voraussagen.

Heute ist der zweite Sonntag nach Ostern, im Kirchenjahr heisst er «Misericordias Domini», lateinisch für die Barmherzigkeit des Herrn. Das traditionelle Jesuswort dazu stammt aus dem Johannesevangelium: «Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt setzt sein Leben ein für die Schafe.»

Das Bild des Hirten für Gott hat in der Bibel eine lange Tradition. Denn es war einer agrarisch geprägten Gesellschaft vertraut. Die Menschen wussten, was einen guten Hirten ausmacht. Er sorgt sich um seine Tiere, umsichtig und nachhaltig, weil auch seine eigene Existenz von ihnen abhängt. Sie wussten aber auch: Nicht alles liegt in der Hand des Hirten. Krankheiten, Wildtiere, aber auch Diebe und Räuber sind immer eine reale Bedrohung.

Auch der bekannteste Psalm im Alten Testament nennt Gott einen Hirten. Seine Worte haben Menschen seit Jahrhunderten Trost und Hoffnung gegeben. Vielleicht auch in diesen Zeiten, wo so viel Ungewissheit ausgehalten werden muss?

Psalm 23: Der HERR ist mein Hirt (Zürcher Bibel)

1 Ein Psalm Davids.
Der HERR ist mein Hirt, mir mangelt nichts,
2 er weidet mich auf grünen Auen. Zur Ruhe am Wasser führt er mich,
3 neues Leben gibt er mir.
Er leitet mich auf Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen.
4 Wandere ich auch im finstern Tal, fürchte ich kein Unheil,
denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.
5 Du deckst mir den Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbst mein Haupt mit Öl, übervoll ist mein Becher.
6 Güte und Gnade werden mir folgen alle meine Tage,
und ich werde zurückkehren ins Haus des HERRN mein Leben lang.


Samstag, 25. April – Jens Naske

Weltmalariatag

Heute ist Weltmalariatag. Seit 2007 macht die Weltgesundheitsorganisation am 25. April eines jeden Jahres auf die Infektionskrankheit Malaria aufmerksam, an der jährlich ca. 200 Millionen Menschen weltweit erkranken, und über 300’000 sterben. Die meisten davon sind Kinder.

Nun darf man zu Recht fragen, ob es nicht eine übermässige Strapazierung der geneigten Leserschaft dieses Tagebuchs ist, wenn ihnen auch noch die Aufmerksamkeit für eine weitere Gesundheitskrise abverlangt wird. Andererseits sollte die Corona-Krise nicht alles andere vergessen lassen. Klar, wir können uns nicht über alles gleichermassen Sorgen machen, aber es wäre gut, die anderen globalen Probleme zumindest im Blick zu behalten. Ein solches Problem ist zweifelsohne die Malaria. So möchte ich heute an den Weltmalariatag erinnern, auch als Beispiel für den Kampf um eine bessere Welt.

Zunächst einmal das: auch wenn es sich sowohl bei Malaria als auch bei Covid-19 um Infektionskrankheiten mit extrem hohen Fallzahlen handelt, darf man sie nicht in einen Topf werfen. Die für mich als medizinischen Laien entscheidenden Unterschiede sind:

  • Malaria wird nicht von Mensch auf Mensch übertragen, sondern über die Malariamücke, die den Erreger injiziert. Malariapatienten sind also nicht ansteckend und müssen von daher nicht isoliert werden.
  • Die Malariakrankheit ist eine Geissel in der Menschheitsgeschichte, wahrscheinlich von Anfang an. Schon für biblischen Zeiten konnte die Krankheit in ägyptischen Mumien nachgewiesen werden. Obgleich ein Impfstoff auch hier erst in der Entwicklung ist, weiss man sehr gut über die Krankheit Bescheid. Das ist beim Coronavirus überhaupt nicht der Fall. Das Virus ist ganz neu für das menschliche Immunsystem. Daher rührt seine Gefährlichkeit. Es gibt in unserem Erbgut keine erworbenen Immunitäten.
  • Der entscheidende Unterschied: Malaria ist regional begrenzt auf den Lebensraum der Malariamücke, also auf die Tropen und Subtropen. In der Schweiz muss man sich also keine Sorgen machen, von der Krankheit befallen zu werden. Malaria ist weit weg, und man muss sich nur bei Reisen in die entsprechenden Länder in Schwarzafrika, Südostasien und der Amazonasregion vorsorgen.

Gerade der letztgenannte Punkt ist wohl auch dafür verantwortlich, dass die Bemühungen um einen Impfstoff gegen Malaria weit weniger intensiv sind als gegen das Coronavirus. Malaria gilt als armutsbedingte Krankheit, weil sie vor allem Menschen befällt, die sich eine entsprechende Vorsorge nicht leisten können (geschlossene Wohnräume, Moskitonetze, Klimaanlage, Insektensprays usw.) Von Norbert Blüm, dem gerade verstorbenen deutschen Gesundheitsministers a.D., ist dazu folgendes Bonmot überliefert: «Die Pharmaindustrie gibt weltweit doppelt so viel Forschungsmittel im Kampf gegen Haarausfall und Erektionsschwächen aus wie gegen Malaria, Gelbfieber und Bilharziose. Das ist marktwirtschaftlich konsequent, denn die Kunden mit Erektionsschwächen und Haarausfall haben in der Regel mehr Kaufkraft als die Malaria- und Gelbfieberkranken.»

Die gegenwärtige Corona-Krise führt uns vor Augen, dass wir die grossen Probleme der Menschheit nicht im Kantönligeist lösen können. Auch wenn einige Staatenlenker ihr Heil in Alleingängen suchen, werden wir die Corona-Krise und ihre Folgen nur mit gemeinsamen Anstrengungen bewältigen können. Ich hoffe, es wird für uns alle dann eine bestärkende Erfahrung sein, wenn wir am Ende sagen können, «wir haben es miteinander geschafft». Und ich hoffe, dass dieses Erfolgsgefühl uns auch bestärken wird, die anderen grossen Probleme mit einem neuen Optimismus anzugehen, wie z.B. die Malaria.

Der 93-jährige italienische Nestor der Soziologie, Franco Ferrarotti, hat in einem Interview mit dem deutschen Fernsehen gesagt:

«Ich glaube, wenn die Krise vorbei ist, werden wir eine enorme Wiederkehr von Lebensfreude und Lust am Wiederaufbau erleben. Ähnlich wie am Ende des Krieges wird es in ganz Europa eine unglaubliche Explosion an Lebensfreude geben. … Das wird eine grundlegende, positive Erfahrung von Leben sein, gemeinsam die Krise durchzustehen. Für Europa, und, ich würde sagen, für die gesamte Menschheit.»

Für mich gibt es wenig anderes, das mich so aufstellen kann, wie der Optimismus der Alten, die schon so manche Krise bestanden haben.


Freitag, 24. April – Yvonne Meitner

Gelassenheit gründet auf Vertrauen

Das Thema «Gelassenheit» beschäftigt mich weiterhin und ich habe mich gefragt, weshalb es gewissen Menschen, die Schweres in ihrem Leben erfahren, gelingt, trotzdem gelassen zu sein.

Dabei habe ich mich an einen Bekannten erinnert, der gleichzeitig an mehreren Krebsleiden litt und schliesslich auch an ihnen gestorben ist.

Er hatte ein christliches Lieblingslied, das mir gestern Abend wieder in den Sinn gekommen ist: Meine Zeit steht in deinen Händen (Psalm 31,6 der Luther-Bibel stand diesem Lied von Peter Strauch wohl Pate)

Vor allem der Refrain ist ein Ohrwurm (auf Youtube gibt es mehrere Versionen dieses Lieds):

Meine Zeit steht in deinen Händen.
Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.

Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden.
Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.

 

Strophen:

Sorgen quälen und werden mir zu groß.
Mutlos frag ich: Was wird Morgen sein?
Doch du liebst mich, du lässt mich nicht los.
Vater, du wirst bei mir sein.

(Strophe 2 ist zur Zeit weniger aktuell):
Hast und Eile, Zeitnot und Betrieb
Nehmen mich gefangen, jagen mich.
Herr ich rufe: Komm und mach mich frei!
Führe du mich Schritt für Schritt.

Es gibt Tage die bleiben ohne Sinn.
Hilflos seh ich wie die Zeit verrinnt.
Stunden, Tage, Jahre gehen hin,
Und ich frag, wo sie geblieben sind.

Könnte dieses Lied – vor allem das darin ausgedrückte Gottvertrauen – nun nicht auch uns Ruhe und Gelassenheit in dieser nicht einfachen Zeit schenken?

Seit mir der Refrain wieder in den Sinn gekommen ist, begleitet mich dieser nun als «Ohrwurm» und verbindet mich gleichzeitig in Gedanken mit dem so gelassenen, leider inzwischen schon lange verstorbenen Bekannten.

Mein lieber Bekannte Franz war übrigens einmal ein tüchtiger, erfolgreicher Geschäftsmann und musste infolge seiner Erkrankungen immer mehr lernen, loszulassen. Zuerst waren es «nur» geschäftliche Dinge, später körperliche Fähigkeiten/Möglichkeiten und zu guter Letzt sein Liebstes, seine elfjährige Tochter. Sein Vertrauen in Gott und auch sein Lieblingslied haben ihn durch seine lange, schwere Leidenszeit begleitet und getragen.


Donnerstag, 23. April – Anne-Marie Müller

Wüsten-Zeit

Immer in solchen Zeiten drängt sich mir die Geschichte vom Auszug aus Aegypten auf, mehr noch die Erzählung von der langen Zeit, die die Israeliten dann in der Wüste verbringen mussten, vierzig Jahre, immer nur mit dem gelobten Land als vage Zukunftsvision. Wilde Tiere, Wassermangel, Hunger, Orientierungslosigkeit bestimmten diese Situation, aber auch kleine Wunder: Wasser aus Felsen, Manna und Wachteln, die vom Himmel herabregneten. Und Mose, wird erzählt, legte den Grundstein zu neuen Gesetzen, die das Leben ordneten.

Solche Zeiten: es ist nicht mehr, wie es war. Wie es wird, ist unsicher und unklar. Jetzt sind wir hier: in einer Art Wüste, wo vieles nicht zu haben ist, das wir gewohnt sind. Hier ein Song für diese Zeit:

Song in der Wüste

1. Garantiere uns
Mose
das Ende der Leere
den Sieg über Löwen
Ankunft und Rast!

Refrain:
Wir sind besser dran
Sind wir besser dran jetzt?
Aegypten liegt weit zurück
was so schwer war und lieb
und die Wut
Sind wir besser dran jetzt?

2. Zeige uns
Mose
Wasser im Felsen
Manna am Kaktus
Wachteln zur Zeit!

Refrain

3. Verheisse uns
Mose
Ordnung und Recht
Honig und Milch
Heimat einmal!

Refrain

4. Führe uns
Mose
in Kargheit
in Angst
in Zweifel
in Nichts

Refrain


Mittwoch, 22. April – Jens Naske

Auch Gott trägt Masken

Ich gehöre zu denen, die beim Einkauf Einweghandschuhe und eine Schutzmaske tragen. Viele sind es nicht, die das tun. Ich bin oft der Einzige im Supermarkt und es sorgt immer noch für Aufsehen, was mir wiederum unangenehm ist.

In unserer Kultur kommt dem Zeigen des Gesichts eine hohe Bedeutung zu. Das Gesicht offenbart, wie ich meinen Mitmenschen gegenüber gesinnt bin. Wenn jemand sein Gesicht verbirgt, verunsichert das, macht misstrauisch, löst bisweilen gar diffuse Ängste aus. Die politische Diskussion über ein Verhüllungsverbot wird seit Jahren scharf geführt und die entsprechende Volksinitiative soll noch in diesem Jahr vor das Stimmvolk kommen. Freilich betrifft das nicht das Tragen von medizinischen Schutzmasken, denn Ausnahmen aus Gesundheits- und Sicherheitsgründen sind bei Gegnern und Befürwortern der Volksinitiative common sense. Dennoch unterbinden die Schutzmasken den menschlichen Kontakt und schaffen Distanz in einer Zeit, wo es ohnehin schon am Zwischenmenschlichen mangelt.

Weil es aber vernünftig ist, trage ich die Maske zum Trotz doch! Und ich gebe damit ein Statement ab: Ja, ich nehme die Situation ernst! Ja, die Gesundheit meiner Mitmenschen ist mir wichtig! Ja, ich möchte meinen Beitrag zum Schutz der Verkäuferinnen und Verkäufer, wie auch der Kundinnen und Kunden, leisten.

Und wenn es mir doch peinlich wird, wenn die Blicke der anderen auf mich gerichtet sind, denke ich daran, dass auch Gott Masken trägt. Das jedenfalls meint der Kirchenvater Tertullian, der um das Jahr 200 lebte. Er hat die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes aus der griechischen in die lateinische Sprache übertragen und weiterentwickelt. Als er nach einem Wort für die drei Seinsstufen Gottes (Vater, Sohn und Heiliger Geist) gesucht hat, dachte er an die Masken, die die Schauspieler im antiken Theater trugen und denen sie durch ihr Spiel Leben verliehen. Der lateinische Name solch einer Theatermaske lautete „persona“. Diesen Begriff übernahm er für seine Gotteslehre. Wie der antike Schauspieler durch die Maske zum Publikum spricht, so spricht der eine Gott durch die drei „personae“ von Vater, Sohn und Heiligem Geist zu seinen Menschen.

Nun hat sich der Begriff der „Person“ bis heute hin einem starken Wandel unterzogen. Wohl nur noch Lateinlehrer, Kulturhistoriker und Pfarrer kennen die ursprüngliche Bedeutung. Das sorgt in unseren Gottesdiensten bisweilen für grobe Missverständnisse sorgt, wenn von dem einem Gott in drei Personen gesprochen wird, was sich den meisten Zeitgenossen nicht unmittelbar erschliesst. Gott ist eben keine Person im modernen Sinn. Aber er trägt eine Maske (genauer gesagt drei), um mit uns in Beziehung zu treten.

Wenn Sie es geschafft haben, bis hierhin zu lesen, werden sie festgestellt haben, dass meine Gedanken für den heutigen Tag mich an einen Punkt getragen haben, der nichts mit dem Anfang dieses Textes zu tun hat. Weder geht es am Ende um die Gesundheitsmaske, noch um das Verhüllungsverbot, und auch nicht um den Mangel von Zwischenmenschlichkeit. Dafür haben Sie ein typisches Beispiel dafür bekommen, wie Theologen ticken. Aber vielleicht ist es bei aller Eigentümlichkeit ja auch ein ganz amüsanter Gedanke für diesen Mittwoch, wenn Sie jemanden mit einer Maske sehen und sich vorstellen: Gott hat ja auch eine Maske!


Dienstag, 21. April – Martin Günthardt

Einen Böögg basteln.

Es ist Montagabend, 21. April in Zürich, genau 18.00 Uhr, als ich diese Zeilen schreibe. Die Glocken der Zürcher Kirchen schlagen ganz normal die volle Stunde. Aber etwas ist anders: An diesem Abend, dem dritten Montag im April, sind normalerweise viele Blicke auf das Zifferblatt des St. Peters gerichtet, auf das wir Zürcher besonders stolz sind.

Denn der Glockenschlag vom St. Peter ist das Startzeichen, den grossen Scheiterhaufen anzuzünden, der vor dem Opernhaus auf dem Sechseläutenplatz steht und auf dem ein weisser Schneemann thront, besser bekannt als Böögg.

Tja,  schön wär’s! Denn auch der Böögg fällt dieses Jahr dem Corona-Virus zum Opfer. So bleiben wir im Ungewissen, ob es ein schöner Sommer werden wird. Ich muss gestehen, ich bin weder leidenschaftlicher Sechseläuten-Fan noch stamme ich aus einer Zunftfamilie – und doch stimmt es mich etwas wehmütig, dass das traditionelle  Zürcher Frühlingsfest nicht stattfinden kann.

Es ist ein weiteres Zeichen, wie sehr unser alltägliches Leben auf den Kopf gestellt ist. Auch wenn der Bundesrat am letzten Donnerstag ein erstes Ausstiegsszenario vorgestellt hat, wird immer deutlicher, dass die Rückkehr ins «normale Leben» noch ganz lange dauern wird.

Ob dieses Jahr noch irgendein Grossanlass durchgeführt werden kann? Ein Sommer ohne Open-Airs, Kino am See, Street-Parade, Theaterspektakel … die Liste ist lang. Nicht alles vermisse ich und trotzdem finde ich es besonders fies von diesem Virus, dass es rücksichtlos alles verhindert, von der Dorfchilbi bis zur Opernaufführung.

Nun, mein bescheidener Widerstand gegen das Virus bestand heute darin, einen kleinen Böögg aus Papier zu basteln. Nach einem Bastelbogen, welcher vor einigen Tagen im Tages-Anzeiger war. Ein guter Bastler war ich übrigens auch nie, zu wenig exakt, aber jetzt habe ich ja Zeit. Das Resultat lässt sich durchaus sehen und bekommt jetzt einen Platz im Büchergestell.

Anzünden mag ich ihn nicht, denn ich habe doch über eine Stunde an ihm gearbeitet. Der kleine Böögg soll mich vielmehr durch dieses besondere Jahr begleiten und die Hoffnung erhalten, dass sein grosser Bruder am 25. April 2021 wieder in richtigen Flammen aufgehen darf.


Montag, 20. April – Yvonne Meitner

Gelassenheit

Da der Bundesrat inzwischen zwar eine langsame Öffnung des Shutdowns beschlossen hat, aber es sich dabei nur um eine vorsichtige Öffnung in Schritten handelt, sind wir weiterhin gezwungen, uns zu gedulden. Über einen längeren Zeitrahmen Geduld zu haben, das kann an den Nerven zehren, wie wohl einige von uns das bei sich selbst oder bei ihrem Umfeld entdecken konnten.

Was könnte uns helfen, weiterhin Geduld zu haben?

Mir kommt dazu das Wort «Gelassenheit» in den Sinn, wozu ich gerade am Wochenende spannende, tiefsinnige Gedanken und Anregungen von Dorothe Lutz erhalten habe, wovon ich an dieser Stelle gern einen Abschnitt wiedergebe, der mich selber zum Nachdenken angeregt hat:

«Was kann ich tun, um meinem Leben ausgeglichener und gelassener zu begegnen? Inspirierende Fragen können dazu den nötigen Impuls geben.

Was regt mich immer wieder auf?
Was ist in diesem Moment so schlimm, beängstigend, stressig?
Was kann ich tun?

Oft verändert sich die Wahrnehmung, und schenkt uns einen neuen Blick, wenn wir versuchen, mit ein paar tiefen Atemzügen Abstand zu gewinnen, das gibt uns mehr Ruhe und Gelassenheit, wir vergessen oft unser lebensnotwendiges Geschenk, den Atem.

Ein paar tiefe Atemzüge – ganz wichtig, dass es bewusst geschieht – und … einen inneren Schritt zurück, weitet den Blick zur Situation, gibt Raum und Kraft für intuitive Lösungen.

Gelassenheit kommt von lassen – loslassen.
Wo Gelassenheit ist, haben wir mehr Geduld und Verständnis für die Situation.»

Dazu passt das sogenannte Gelassenheitsgebet, das Reinhold Niebuhr, einem US-amerikanischen Theologen (1892-1971) zugeschrieben wird.

Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Noch eindrücklicher ist in meinen Augen eine längere Version dieses Gebets:

God, grant me the serenity to accept the things I cannot change,
Courage to change the things I can,
And wisdom to know the difference.
Living one day at a time,
Enjoying one moment at a time,
Accepting hardship as a pathway to peace,
Taking, as Jesus did,
This sinful world as it is,
Not as I would have it,
Trusting that You will make all things right,

If I surrender to Your will,
So that I may be reasonably happy in this life,
And supremely happy with You forever in the next.
Amen.

Frei ins Deutsche übersetzt:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Einen Tag nach dem anderen zu leben,
einen Moment nach dem anderen zu genießen.
Entbehrung als einen Weg zum Frieden zu akzeptieren,
sie anzunehmen, wie Jesus es tat:
diese sündige Welt, wie sie ist,
und nicht, wie ich sie gern hätte,
zu vertrauen, dass Du alles richtig machen wirst,
wenn ich mich Deinem Willen hingebe,
sodass ich in diesem Leben ziemlich glücklich sein möge
und im nächsten Leben bei Dir für immer überglücklich.
Amen.