Die Schweizer Friedensaktivistin Getrud Kurz hat sich bis zu ihrem Tod im Jahr 1972 für geflüchtete Menschen in der Schweiz eingesetzt. Für ihr Engagement wird sie nun zu ihrem 50. Todestag von der Schweizerischen Post mit einer Sonderbriefmarke geehrt.
Gertrud Kurz (1890–1972) ist eine Frau, die aus der Schweizer Geschichte nicht wegzudenken ist, und die aufgrund ihres Engagements auch «Flüchtlingsmutter» genannt wurde. Mit der Sondermarke soll ihr Engagement erneut Anerkennung erhalten – auch in Anbetracht dessen, dass Flüchtlingshilfe weder an Dringlichkeit noch an Aktualität verloren hat.
Die Sondermarke ist seit dem 8. September bei der Schweizerischen Post erhältlich. Im Kirchgemeindehaus Höngg heisst ein Sitzungszimmer im ersten Stock «Gertrud-Kurz-Zimmer» – auch in Erinnerung an die aktive Flüchtlingsarbeit in Höngg im 2. Weltkrieg und danach.
Die Frau, die sich selbst als «einfache Hausfrau» bezeichnete, war 1930 Mitglied der internationalen Friedensbewegung «Kreuzritter» geworden. Während des Zweiten Weltkriegs kämpfte Getrud Kurz für eine humanere Flüchtlingspolitik der Schweiz, denn das Asylwesen war trotz Wissen der Behörden um den Massenmord an Jüdinnen und Juden verschärft worden. Im August 1942 erhielt die in Bern lebende Appenzellerin dank ihrer Hartnäckigkeit Gehör bei Bundesrat Eduard von Steiger – dies zu einer Zeit, in der sie selbst noch nicht einmal über das Stimm- und Wahlrecht verfügte.
In der Folge wurde die Landesgrenze, an der auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs laut Bergier-Bericht rund 24 000 Flüchtlinge abgewiesen worden waren, wenigstens teilweise geöffnet. 1958 erhielt Gertrud Kurz als erste Frau überhaupt die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Zürich.
Das Porträt von Gertrud Kurz bildet das zentrale Sujet der Briefmarke. Flankiert wird es links von geflüchteten Menschen und rechts oben von einer Grenzwache. Rechts unten ist ein Obdachloser zu sehen, stellvertretend für all die verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die bei Gertrud Kurz Hilfe fanden.