Kirchenrat kontert Austritts-Tipps

Die Pendlerzeitung „20 Minuten“ hat am Donnerstag mit Tipps zum Kirchenaustritt aufgerufen. Der Kirchenrat der Reformierten Landeskirche hält diese Aktion für verantwortunglos, da sie die Solidarität in der Gesellschaft untergrabe.

In der Rubrik „Grow up“ gibt die Pendlerzeitung „20 Minuten“ jungen Leuten zwischen 20 und 30 Jahren Tipps fürs Erwachsenwerden. Dazu gehört offenbar auch die Steueroptimierung, denn die Titelfrage „Wie kann ich aus der Kirche austreten?“ wird primär mit der Einsparung der Kirchensteuer begründet.

Völlig verkürzt werden die Leistungen der Kirche auf Hochzeit, Beerdigung und Taufe beschränkt. Gänzlich unterschlagen wird im Beitrag, wofür die Kirchensteuern zu grossen Teilen ebenfalls verwendet werden: nämlich für die vielen sozialen und seelsorglichen Angebote der Kirchen. Sie wären ohne die Solidarität auch jener Mitglieder, die selber nur wenige Leistungen in Anspruch nehmen, nicht möglich.

Weiter wird – statt den Verzicht auf kirchliche Leistungen als Konsequenz darzustellen – aufgezeigt, wie kirchliche Leistungen auch nach einem Austritt beansprucht werden können. Offenbar geht „20 Minuten“ sinnigerweise davon aus, dass kirchliche Angebote auch für junge Leute nach wie vor von Belang sind. Ausgeblendet wird dabei das Dilemma, in das die Kirchen damit gebracht werden, nämlich die Frage, wie sie mit Dienstleistungen für Nichtmitglieder umgehen sollen.

Nach Ansicht des Kirchenrates leistet die Aktion von „20 Minuten“ der Verkürzung kirchlicher Leistungen und damit auch der gesellschaftlichen Entsolidarisierung Vorschub. Sie habe nur den persönlichen Vorteil der Steueroptimierung im Auge. Das sehen auch zahlreiche der bereits über 900 Online-Kommentare so. Ein Leser schreibt beispielsweise: „Die Kirchensteuer ist ein sozialer Beitrag, bei dem vieles dem Gemeinwohl zugute kommt. Der heutige Mensch will nur profitieren.“

Umso mehr dankt der Kirchenrat allen Mitgliedern für ihre Treue und ihre Solidarität zu einer Kirche, die nicht zuletzt dank den Kirchensteuern in der Lage ist, über Gottesdienste hinaus zum Wohl der ganzen Gesellschaft beizutragen. Eine Studie der Universität Zürich von 2017 belegt umfassend, wie dies durch kirchliche Mitarbeitende und Freiwillige an vielen Orten geschieht: www.zhref.ch/kirchenstudie

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