Konflager Assisi 2022

 

Mit viel Vorfreude versammelten sich am späten Samstagabend, 15. Oktober 2022, 36 Jugendliche (24 Konfirmand:innen und 12 Leitende), zusammen mit einer Katechetin, zwei Pfarrern und einem Vikar am Wettingertobel, denn das Konflager nach Assisi stand an. Die Eltern und Geschwister winkten noch zum Abschied, doch dann ging die Carfahrt so richtig los.
Um 22.15 Uhr ging es los in Richtung Gotthard und Italien. 760km warteten. Die Musik wurde aufgedreht und das Austauschen, Kennenlernen und Reden begann. Nach einem Zwischenstopp bei Chiasso um 1.15 Uhr und einem zweiten bei Bologna, um 4.30 Uhr, erblickten alle um ca. 7.30 Uhr Assisi. Die Stadt am Hügel erstrahlte im Morgenglanz und war eindrucksvoll. Die Basilika de Francesco war von allem Anfang an nicht zu übersehen. Sie thronte auf der Spitze des Hügels.

Der Car fuhr an Portiuncula, dem Rückzugsort von Franz von Assisi, vorbei. Heute steht an diesem Ort eine prächtige Kuppelkirche und kein bescheidener Rückzugsort mehr. Langsam und mühsam schlängelte sich der Car durch die engen Wendungen den Berg hoch, doch schliesslich kamen wir alle unbeschadet und müde in Fontemaggio, einem Gutshof oberhalb von Assisi an.

Der Zmorgen am Sonntag nach der Ankunft wirkte Wunder. Glücklich und nach einer wohlverdienten Stärkung genossen wir die Ruhe bis zum Mittag, um die Reisestrapazen vergessen zu machen. Das Essen während der ganzen Woche war sehr italienisch, rural. Sprich, täglich Pasta und fettig, aber fein. Einiges war bekannt, doch anderes waren ungewohnt spannend, aber immer nährend.

Der Sonntagnachmittag und Abend ging vorbei wie im Flug. Die Gruppe musste sich erst einmal besser kennenlernen. Zudem erfolgte ein erster Ausflug den Hügel hinunter auf eine der zwei Burgen von Assisi. Das Problem: Die Burg thront über der Stadt, sprich, noch einmal einen anderen Hügel hoch. Die Aussicht mit all diesen Lichtern in der Ebene, die Basilika hell beleuchtet, waren eindrucksvoll. Doch es folgte leider der Rückweg: wieder den Hügel runter und den anderen zurück nach Fontemaggio hoch …

Am Montagmorgen machten sich alle, ausgeruht und neu gestärkt, auf den Weg in Richtung der grossen Basilika. Der Weg führte hinunter in die Altstadt, vorbei am Stadttor in sehr verwinkelte Gassen. Ein Franziskanerbruder führte uns durch die Unterkirche und die Basilika. Er zeigte uns neben den alten Fresken und dem Altar, unter welchem Franz liegt, auch den Mantel, welcher Franz angeblich getragen hatte und die Regula Bullata, die Ordensregel, welche Papst Honorius III. durch eine Bulle bestätigte. Die Basilika, die Oberkirche, ist geschmückt mit wunderschönen Bildern von Giotto di Bondone über das Alte Testamtent, das Neue Testament und die Biographie von Franz von Assisi.

Die ganze Woche, in welcher wir viel Sonnenschein und herrliche Temperaturen hatten, war dem Thema “Franz von Assisi” gewidmet. Dieser Heilige lebte im 13. Jahrhundert in Assisi, in Umbrien, und wurde bekannt für seine Art des Lebens. Franz stammte aus der assisischen Mittelschicht und war Sohn eines Kaufmanns. Doch dieses Leben als Händler wollte er nicht. Im Verlaufe der Woche lernten die Konfirmand:innen, dass Franz mit seinem Vater brache. Nicht der Handel, sondern die Armut und die Pflege der Kranken wurde zum bestimmenden Lebensinhalt für Francesco. In der damals zerfallenden Kirche San Damiano, so erzählt es die Legende, sprach Jesus Christus vom Kruzifix Franziskus die Aufgabe zu: Bau meine Kirche auf.

Diesem Auftrag erhielten auch die Konfirmand:innen: Sie sollten aus Zeitungen eine Kirche bauen. Die Kreativität sprudelte, die Basilika und die Eindrücke der Führung hallten nach, Kirchen entstanden und die Ergebnisse waren umwerfend.

Der Dienstag widmete sich dem Thema der Armut und Veränderung von Franz: Die Konfirmand:innen erlebten seine Biographie. Sein Weg vom reichen Kaufmannssohn in die Armut, in die Einsamkeit. Am Nachmittag besuchten wir San Damiano, welches heute wiederaufgebaut ist. Diese kleine Kapelle unterhalb der Altstadt beeindruckte. Denn San Damiano wurde der Ort, an welchem Clara, die spirituelle Freundin von Franz, ihren Clarissenorden gründete. Zudem ist es auch der Ort, an dem Clara auch gestorben ist.

Die Zeit, so empfand es die Gruppe, raste! Die Gruppe wuchs zusammen und die Lagerstimmung war super. Der Mittwoch stand an und wir «wanderten» den Hügel hinunter in den Bosco die San Francesco. Der Tag widmete sich dem Thema “Franz und die Schöpfung”. Hinter der Basilika konnte man ins Tal hinunterlaufen durch einen grossen Buchenwald. Neben der Friedensglocke, welche die grossen Weltreligionen zusammen errichtet hatten, fanden wir Ruhe und Entspannung, die Natur. Die anderen klimatischen Bedingungen machen diesen Ort sehr bestärkend. Wir liefen durch Olivenhaine und genossen das Gehen. Auch wenn die Rückkehr nach Fontemaggio sehr schweisstreibend war, genossen wir den Tag in der Natur. Auf dem Rückweg bestand zudem die Möglichkeit, das Grab in der Krypta der Basilika zu besuchen, denn während der Führung durch den Franziskaner wurde die Krypta bewusst ausgelassen.

Schliesslich stand der Donnerstag an und damit verbunden: Franz und die Tiere. Wir befassten uns mit der Frage nach den Tieren, wie gehen wir damit um und wie hatte Franz zu den Tieren gesprochen. Sie sind auch ein Teil der Schöpfung und daher für Franz nicht minder wichtig. Am Nachmittag hörten wir den Sonnengesang von Franz. Dieses “Cantico delle Creature”, dieses Loblied der Schöpfung, ist vermutlich einer der wenigen Texte, welcher wirklich von Franz stammt. Denn im Dunstkreis der Erzählung um Franz von Assisi gibt es viele Hagiographien, Heiligengeschichten, deren Historizität zwar angezweifelt werden darf, doch die für das Bild von Franz von grosser Wichtigkeit sind. Der Sonnengesang thematisiert die ganze Schöpfung. Franz spricht von Bruder Sonne, Schwester Mond und Sterne, Bruder Wind, Schwester Wasser, Bruder Feuer, Schwester und Mutter Erde, von Krankheit und schliesslich von Schwester Tod. All diese Geschwister wurden von den Konfirmand:innen künstlerisch festgehalten – ein wunderschöner Abschluss.

Nach dem obligaten Abschlussabend und einer sehr kurzen Nacht, folgte die Carfahrt zurück in die Schweiz. Nach 12 Stunden, endlich um 21.45 Uhr waren 43 glückliche, erschöpfe Personen (im Verlaufe der Woche kamen einige KonfirmandInnen hinzu) zurück am Wettingertobel.

Es war ein wunderschönes, inspirierendes Konflager. Eine super Gruppe mit 43 Menschen, welche im Verlaufe der Woche zusammengewachsen sind. Ein Ort, welcher historisch und spirituell Eindruck macht. Viel wurde gesprochen, viel wurde gelacht, viel wurde gesungen, und manchmal auch geschwiegen. Wir genossen die Zeit im Süden und freuen uns nun sehr auf ein spannenden Konfkurs. Gemeinsam sind wir unterwegs bis zur Konfirmation im nächsten Juni.

Danke an Martin, Jens, Tanja und dem Team der Jung-Leitenden

Zürich, 25. Oktober, 20222, Simon Sigrist, Vikar